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Thema: Jobkiller Elektromobilität? (852-mal gelesen) Vorheriges Thema - Nächstes Thema

Jobkiller Elektromobilität?

    Zehntausende Arbeitsplätze sollen in der Automobilindustrie abgebaut werden. Erweist sich die Elektromobilität als Jobkiller?

    Nein. Das ist eine glatte Lüge. Der derzeitige Jobabbau ist v.a. eine Wirkung der Überproduktionskrise. 2017 erreichte die weltweite PKW Produktion mit 73,5 Millionen PKW ihren Höhepunkt. Bereits 2018 sank die PKW Produktion durch die Weltwirtschaftskrise um 4% auf 70,5 Millionen PKW, 2019 um nochmals 4%1.  2018 betrug der Anteil an Elektroautos an den Neuzulassungen in Deutschland gerade mal 1%2. In Wechselwirkung mit der Corona-Krise hat sich die Weltwirtschaftskrise seither zur tiefsten Wirtschaftskrise aller Zeiten entwickelt. In Deutschland erreichten die Neuzulassungen ihren bisherigen Tiefpunkt im April 2020. Selbst im Oktober 2020 betrug der Anteil der batteriebetriebenen Elektroautos lediglich 8,4%3. Nicht die Elektromobilität ist die Ursache der Arbeitsplatzvernichtung, sondern der mit der verschärften Konkurrenz um kleinere Märkte verbundene Zwang zur Steigerung des Profits. Um Lohnkosten einzusparen  sollen beispielsweise bei Daimler in Untertürkheim 4000 Arbeitsplätze für die Herstellung von Autos mit Verbrennermotoren  nach Osteuropa verlagert werden. Continental schließt ein Reifenwerk in Aachen mit 1800 Mitarbeitern. Zugleich werden satte Milliardengewinne an die Aktionäre ausgezahlt. VW, Daimler und BMW haben zusammen Gewinnrücklagen im dreistelligen Milliardenbereich4. Als Umweltgewerkschaft sagen wir daher ganz klar nein zur Arbeitsplatzvernichtung und zur Abwälzung der Krisenlasten. Das gilt auch für die Strukturkrise bei der Umstellung auf e-Mobilität. Wir sind solidarisch mit dem Kampf der Belegschaften für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze. Der Kampf um jeden Arbeits- und Ausbildungsplatz ist auch unsere Sache! Für die 30 Stundenwoche bei vollem Lohnausgleich!
    Wie seht ihr das?

    Quellen:
    1 https://de.statista.com/statistik/daten/studie/151749/umfrage/entwicklung-der-weltweiten-automobilproduktion/ 
    2 Kraftfahrbundesamt Zulassungen 2018 https://www.kba.de/DE/Statistik/Fahrzeuge/Neuzulassungen/jahresbilanz/2018/2018_n_jahresbilanz.html?nn=2601598
    3 Kraftfahrt-Bundesamt Neuzulassungen Oktober 2020 https://www.kba.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/Fahrzeugzulassungen/pm26_2020_n_10_20_pm_komplett.html?nn=2562684
    [/list]groll@test.de[/list]https://de.statista.com/statistik/daten/studie/159780/umfrage/weltweit-jaehrlich-hergestellte-pkw/

    Antw.: Jobkiller Elektromobilität?

    Antwort #1
    Ein großer Teil des derzeitigen Stellenabbaus hat nichts mit Umweltschutz zu tun. Vor einigen Monaten ließen die Unternehmer aufgrund der verschärften Konkurrenz auf dem Weltmarkt und den sinkenden Absatzzahlen für PKW die Katze aus dem Sack.
    Continental kündigt nun die Werksschließung in Aachen an und massiven Arbeitsplatzabbau in Hannover. Sie sagen offen, dass sie mit der Produktion in Osteuropa auch die verschärften Umweltstandards umgehen wollen.
    MAN (Teil des VW – Konzerns) kündigt den Abbau von Arbeitsplätzen an in Oberhausen und in Salzgitter, mittlerweile aufgrund von Protesten "sozialverträglich"
    Daimler kündigt die Verlagerung der Produktion von Verbrennungsmotoren nach Kölleda / Thüringen und nach Polen an. Das betrifft die Standorte Stuttgart – Untertürkheim,  mit 4000 Arbeitsplätzen, das Werk Berlin- Marienfelde und Mannheim. Komplett geschlossen wird das Südwerk in Berlin und der Werksteil Sirnau in Esslingen. Ausgestiegen werden soll auch aus dem Stahlguß und aus der Kleinmotorenfertigung in Canstatt. Auch in den übrigen Werken werden Arbeitsplätze abgebaut. Im Werk Sindelfingen grassiert die Zahl des Abbaus von 4000 Arbeitsplätzen bei gleichzeitiger Einführung der Samstagarbeit als Regelarbeitstag. In Bremen soll nun Samstag Spätschicht gearbeitet werden und Festeinstellungen gibt es erst ab einer Leiharbeiterquote von 32%. Im Werk Düsseldorf wurde die Nachtschicht abgeschafft und damit 1500 Leiharbeiter*innen auf die Straße gesetzt.
    Diese Liste ließe sich fortsetzen.  Die größte Frechheit ist, diese Maßnahmen auch noch als Umweltschutz zu verkaufen, da in Stuttgart ein „Entwicklungs- und Beschäftigungsstandort“ für E – Mobilität entstehen soll. Gerade die Firmen, die 2015 mit dem Dieselskandal Millionen Menschen wissentlich vergiftet haben, verkaufen nun ihre Ausbeutungssteigerung unter einem grünlackierten Mantel.  Was hat es mit Umweltschutz zu tun, die Verbrenner nun billiger produzieren zu lassen?